Geschichte der Pechlein

Als ich eines Tages – es mag nun wohl schon einige Jahrhunderte her sein – dereinst von der Gemarkschaft Emminghausen hinüber schritt zur Gemarkschaft Löh, da zog der Nebel auf als ich im Eifgentale war.

Die kleinen Pechlein, Wesen von schwarzer Färbung, in etwa nur farnwedelgroß und von gar großer Niedertracht, bewohnen die bergischen Täler und verlassen nur bei Nebel ihre finsteren Erdlöcher, um sich organische Nahrung zu suchen. Ihre Außenkonturen scheinen immer im Fluss, in einer Bewegung zu sein, so dass sich die Beschreibungen ihres Äußeren oft wiedersprechen so es denn überhaupt Beschreibungen ihres Aussehens gibt. Die meisten, die sie sahen, haben diese Begegnung nämlich in keinster Weise überlebt! Man sagt, sie besäßen die Fähigkeit, organische Materie wie durch Zauberhand langsam zu verflüssigen und als schwarze Brühe in ihren Erdlöchern versickern zu lassen, um sie dort in großen unterirdischen Höhlen aufzufangen und zu lagern, bis sie diese, von widerlichem Schlürfen begleitet, als Nahrung in sich aufnehmen.

Als nun der Nebel aufzog bewegte ich mich unhörbar leise weiter. Die kleinen bösen Pechlein bemerkten mich nicht, ich sie jedoch sehr wohl. So ergatterte ich mit viel List (wie genau ist eine andere Geschicht, deren Erzählung wohl einen Abend füllen könnte…) das Rezept des Pechs, eines gar leckeren Getränks von schwarzer Grundfärbung und immer im Fluss (so wie die Außenkonturen der Pechlein), welches, wenn die Sonne hineinscheint, von herrlichen Kristallen gezieret wird. Es ist sehr vollmundig, lakritzig, und scheint auch ein wenig nach Salmiak zu schmecken. Erstaunt ist man dann über die Schärfe, die die Geschmacksnerven feurig überrascht und den Verlauf des Tröpfchens, wenn es die Speiseröhe hinabrinnt, genau nachfühlbar macht.

Wissende munkeln, man hätte bei aufziehendem Nebel schon Kühe beobachtet, die sich talwärts ziehend im Nebel in die bergischen Wälder verirrten und dort, unter grauenvollem Muhen und sich schwarz verfärbend, vor den Erdlöchern der Pechlein verflüssigten und in ebendiesen versickerten.

Solltet Ihr nun, geneigter Leser, genug vom Pech verköstigt haben, so mag es Euch gelingen, ebenjene Kühe noch einmal muhen zu hören. Doch seid gewarnt, denn es klang gar schauerlich…